Aus dem Leben einer Mutter im Süden

Pfeilsenderstories

Tick Tack, Tick Tack in der Vorweihnachtszeit

Es ist mal wieder so weit: in wenigen Tagen ist Weihnachten, ich fliege morgen mit meinem Sohn in meine alte Heimat und es gibt noch sooo viel zu tun.

Kennt ihr das Gefühl, dass die Tage vor Weihnachten weniger Stunden haben? Jedes Jahr ist es dasselbe, kurz vor Weihnachten fehlt mir Zeit! Wieso passiert mir das immer wieder? Warum fange ich nicht schon im Juni an, alles für Weihnachten vorzubereiten?

Versteht mich nicht falsch, ich kaufe gar nicht so viele Geschenke und ich muss nicht einmal ein größeres Essen vorbereiten. Aber dadurch, dass wir nach Deutschland reisen, gibt es jedes Jahr diesen Tag vor Weihnachten, an dem alles fertig sein muss. Letzte Projekt fertiggestellt, Rechnungen für dieses Jahr geschrieben, weihnachtliche Chorkonzerte meines Umfelds besucht, Geschenke besorgt, meinen Sohn bei irgendwelchen Schulaktionen unterstützt…

Und plötzlich ist der Tag vor der Abreise und ich habe noch eine riesige Liste auf meinem Schreibtisch liegen

Pandemieverstrickung vor Weihnachten

Dieses Jahr kam noch der Covid-Faktor dazu. Um mich herum fallen Freunde und Freundinnen wie die Fliegen ins Netz der Pandemieverstrickungen. Manche erkranken, aber viele sind auch einfach nur enger Kontakt eines Covid-Kranken und müssen deshalb in Quarantäne. Es ist wie ein russisches Roulette, dich trifft es und du hast Glück gehabt. Wir alle spielen mit, ganz egal, ob wir wollen oder nicht. Vor einer Woche bekam mein Sohn eine Erkältung.

KÖNNT IHR EUCH DAS VORSTELLEN, EINE ERKÄLTUNG IN DIESEN ZEITEN? Das kann sich jetzt wirklich niemand mehr erlauben, das war ein Luxus, den wir früher hatten. Aber heute? So kurz vor Weihnachten? Ist das sein Ernst?

Am ersten Abend hat er starke Halsschmerzen. Ich denke: Scheiße, in einer Woche fliegen wir, das geht jetzt gar nicht! Ich gehe alle 5 Minuten zu ihm und frage: wie fühlst du dich? Hast du Fieber? Kannst du noch schmecken?

„Ganz ok, nee, ja.“ Sind seine Antworten. „Ich bin erkältet, chill mal!“

Also bleibe ich gelassen, ach, morgen ist das bestimmt wieder gut. Er bleibt einen Tag zu Hause und dann ist er gesund und fit wie immer. Am zweiten Tag wird es leider noch schlechter. Und auch am dritten kaum Veränderung, Schnupfen und ein bisschen Husten dazu, zum Glück alles ohne Fieber.

Meine Schwester sagt, wir sollen so tun als hätte er Covid, für alle Fälle. Ich laufe mit Maske durchs Haus, alle Fenster sind geöffnet und der Sohn ist in seinem Zimmer, was er nur verlässt, um auf Toilette zu gehen.

Gewissen versus Gefühl

Ich mache Schnelltests mit ihm, die negativ sind, immerhin! Am Samstag sagen wir dann auch sein Abschlusskonzert ab, wo er ein Solo gesungen hätte. Das letzte Konzert mit diesem Chor, wie schade!

Unsere Abreise rückt näher und er ist immer noch sehr verschnupft, aber es geht ihm besser.

Mein Gewissen sagt: Mach noch einen PCR-Test mit ihm vor der Abreise, damit er nichts einschleppt bei dem Familienbesuch.

Mein Gefühl sagt: Ach komm, Schnelltests waren negativ, wer macht sich denn verrückt bei so ein bisschen Schnupfen? Fahrt doch einfach und seid glücklich!Das Gewissen siegt:

Wir machen den PCR in einem privaten Labor. Es gibt die teure Option mit dem Ergebnis am selben Tag vor Mitternacht. Gestern um 19.50 wird mein Sohn getestet. Ich bin sehr nervös. Danach checken mein Sohn und ich alle 5 Minuten unsere Mails. Ich stelle mir die Weihnachten in Quarantäne mit meinem jugendlichen Sohn alleine vor. Der Kühlschrank kurz vor der geplanten Abreise gähnend leer, die Geschenke sind bereits in Deutschland und wir beide dürfen das Haus nicht verlassen.

Ich habe die Hoffnung, dass wir Glück haben und fliegen können. Meine gesamte Familie drückt die Daumen und bestimmt schaut auch die eine oder der andere ab und zu aufs Handy, um zu sehen, ob es Neuigkeiten aus Spanien gibt.

2 Minuten vor Mitternacht, es ist immer noch keine Nachricht da. 24.30: nichts.

Mein Sohn geht ins Bett und ich bin kurz davor, als um 24.45 endlich eine Nachricht auf meinem Bildschirm auftaucht: „We are pleased to inform you that you have tested NEGATIVE for COVID-19.“

Die frohe Botschaft: ein negativer PCR-Test

Jingle Bells jingle Bells, was für eine Freude!!! Das schönste Weihnachtsgeschenk überhaupt! Wir können morgen nach Deutschland reisen und mit der lieben Familie zusammen Weihnachten feiern.

Jetzt bitte keine schlechten Nachrichten mehr. Keine Mail des Lehrers, dass eine Mitschüler/in meines Sohnes Covid-positiv ist und alle in Quarantäne müssen. Bitte auch kein Anruf aus meiner Ausbildungsgruppe, dass jemand, der erst kürzlich neben mir saß, erkrankt ist. Ich will auch keine Freund/innen mehr, die anrufen mit schlechten Nachrichten. Tick tack, tick tack…

Ich habe bereits 3 Freund/innen, die Weihnachten in Quarantäne verbringen werden. Ich werde heute mit niemandem mehr reden. Vielleicht lese ich meine Mails auch nicht mehr vor der Abreise. Wenn es an der Haustür klingelt, mache ich nicht mehr auf. Jetzt stell ich noch das Handy leise und dann kann eigentlich nichts mehr passieren. Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten, egal wo und mit wem ihr sie verbringt. Ich wünsche euch Gesundheit und Erholung und einen hoffnungsvollen Blick auf das neue Jahr! Und jetzt bin ich erstmal im Urlaub, wie wunderbar!

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