„Mehr Tote durch Kühe als durch Weiße Haie“ war die Überschrift eines Artikels der Welt, den ich vor ein paar Jahren gelesen habe. Tatsächlich sind im Jahr 2021 nur 10 Menschen weltweit an den Folgen eines Haiangriffs gestorben. Das kommt mir extrem wenig vor.
Schnecken sind gefährlicher als Haie
Bei aktuellen Statistiken schaue ich nach, welche Tierkontakte weltweit die meisten menschlichen Todesopfer verursachen. Es sind: Kontakte mit Mücken! 725.000 Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen eines Mückenstichs, vermutlich vor allem wegen der Malariaübertragung. In der Statistik stehen Hunde weit über Haien mit 25.000 Todesfällen jährlich und Schnecken befinden sich mit 10.000 Todesfällen noch über Krokodilen und Elefanten. Wie töten Schnecken? Eine absurde Vorstellung, von einer Schnecke kaltblütig ermordet zu werden.
Haie stehen ganz am Ende in der Statistik. Hat der Film „Der weiße Hai“ das Bild eines Monsters kreiert, was überhaupt nicht stimmt? Haie mögen Menschenfleisch nicht und wenn sie mal versehentlich in einen beißen, spucken sie das Fleisch oft wieder aus. Das ist für den armlosen Surfer hinterher sicherlich kein großer Trost.
Blickkontakt mit dem Hai halten
In Sitges, 46 km südlich von Barcelona, wurden vor zwei Tagen 6 Haie in Strandnähe entdeckt. In Folge wurden mehrere Strände wegen den 2-3 m langen Bestien geräumt.
Bevor ich in den nächsten Tage hier in Barcelona ins Meer gehe, werde ich erstmal mit den Augen den Horizont nach möglichen Haiflossen absuchen. Wie schnell schwimmt ein Hai 46 km? Wenn er schnell schwimmt, braucht er ungefähr eine Stunde, das heißt er und seine 5 Kumpels könnten bereits vor der Küste Barcelonas umherschwimmen.
Vorsorglich habe ich gerade im Internet gegoogelt, was man tun sollte, wenn man im Wasser einem Hai begegnet. Laut „Shark School“ gibt es 6 Grundregeln, von denen mir einige besonders schwierig erscheinen. „Blickkontakt mit dem Hai halten!“, zum Beispiel.
Wenn ich im Meer einem Hai begegne, wird es mir sicher nicht leicht fallen, ihm ruhig und lange in die Augen zu schauen. Außerdem finde ich es wirklich schwer, mir das zu merken. Über Bären habe ich mal gehört, man sollte ihnen auf keinen Fall direkt in die Augen schauen, um sie nicht zu provozieren. Ich vermute, in der Situation werde ich nicht mehr genau wissen, ob ich diesmal penetrant Hinschauen oder Wegschauen sollte.
Eine Grundregel der „Shark School“ ist es, frontal auf den Hai zuzuschwimmen. Das halte ich für sehr schwer umsetzbar. Eine weitere Regel lautet: „Den Hai an der Schnauze anfassen und an dir vorbeilenken“. Das ist vermutlich nicht mein erster Impuls, wenn ich einen Hai sehe, der gerade frontal auf mich zu schwimmt. Am schönsten finde ich die letzte Regel: „Ziehe dich kontrolliert zurück und verlasse das Wasser.“
Ich glaube, wenn ich heute einen Hai sehe, werde ich ihm direkt den Rücken zukehren und in Panik wild rudernd um mein Leben schwimmen. Ich weiß, das ist eine absurde Taktik, denn ihr liegt zugrunde, dass ich glaube, schneller als ein Hai schwimmen zu können. Vermutlich motiviert mein Verhalten den Hai zu denken, ich sei bestimmt eine leckere Beute. Sein Jagdinstinkt wäre also geweckt.
Krieg mich doch, du Barrakuda!
Vor vielen Jahren bin ich nach Venezuela gereist und war dort mit meinem damaligen Partner an einem Strand. Vor dem Strand im Meer gab es ein Holzplateau, eine Art schwimmende Insel. Ich war dort hingeschwommen und ruhte mich alleine einen Moment auf dieser kleinen Insel aus. Als ich zurückschwimmen wollte, sah ich, dass unter mir im Wasser ein großer Fisch mit bemerkenswerten Zähnen lauerte. Ich hatte keine Ahnung, was für ein Fisch das war. Jedes Mal, wenn ich mich an eine Seite des Holzplateaus stellte, um zum Strand zurückzuschwimmen, lugte der Fisch mit seinen spitzen Zähnen an dieser Seite raus. Seine Zähne sahen so aus, als seien sie außen an dem vorstehenden Unterkiefer angeklebt.
Ich rief meinem Partner, merkte aber bald, dass man mein Rufen nicht bis zum Strand hören konnte. Er war ohnehin gerade eingeschlafen und hätte vermutlich erst Stunden später meine Abwesenheit bemerkt. Auf der schwimmenden Insel war ich sicher, aber ich wollte endlich zurück zum Strand. Damals war ich 21 Jahre alt und vermutlich ein bisschen naiv. Einem Impuls folgend sprang ich mit Kopfsprung ins Wasser und kraulte so schnell wie ich konnte zum Strand zurück. Tatsächlich hat mich der Fisch nicht erwischt. Wie ich später erfuhr, handelte es sich um einen Barrakuda. Diese Fische greifen häufiger Menschen an als Haie! Meine Vorstellung, ich könne schneller schwimmen als er, finde ich im Nachhinein bemerkenswert von mir.
Einen schönen Sommer!
Nachdem mein damaliger Freund aufgewacht war und von der Geschichte gehört hatte, klärte er mich über die Gefahren eines Barrakudaangriffs auf. In dieser Gegend Venezuelas kam es vor, dass diese, vor allem im Rudel, Taucher und Schwimmer angriffen und dabei schwer verletzten. Der Barrakuda lacht vermutlich heute noch über die Begegnung mit mir. Vielleicht hat er auch nur 2 Minuten nach dem Vorfall darüber gelacht, denn Fische haben ja, wie wir von Dorie bei dem Film „Findet Nemo“ gelernt haben, nur eine sehr kurze Erinnerungsspanne. Falsche Information lese ich gerade, Fische haben sowohl ein Kurz- als auch ein Langzeitgedächtnis. Mein Barrakuda war wohl in dem Moment nicht an mir interessiert, sonst hätte er kurz irgendwo reingebissen, mit diesen spitzen Zähnen. Bei Wikipedia steht, Barrakudas beißen, wenn sie Menschen angreifen, nur einmal zu und schwimmen dann weiter. Das ist nur ein kleiner Trost, denn je nachdem, wo sie zubeißen kann das trotzdem sehr unangenehm werden.
Ich packe jetzt meine Schwimmboje ein und radel zum Meer. Ausgerüstet mit einem soliden Grundwissen über das Verhalten gegenüber Haien. Wünscht mir Glück. Wenn alles gut geht, gibt es im September neue Geschichten in meinem Blog. Einen schönen Sommer wünsche ich euch, passt auf euch auf!
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