Aus dem Leben einer Mutter im Süden

Kolumne: Morgens siehst du aus wie ein toter Clown!

Eine Socke hängt am Rauchmelder

Eine Woche ist es her, dass mein Sohn glücklich und völlig am Ende seiner Kräfte von der Klassenfahrt zurückgekommen ist. In seinen dunklen Augen kann ich folgendes lesen:

„Diese Augen haben viel gesehen die Tage, was du liebe Mama nicht wirklich wissen willst!“ Beim Abendessen frage ich viel und verrückterweise erzählt mir Leo einiges.

Zum Beispiel, dass sie zu zweit in den Hotelzimmern verteilt waren, alle im 4. Stock, außer er und sein Freund Marc, die in den 7. Stock geschickt wurden. Hier frage ich mich bereits, ob die Lehrerinnen absichtlich diese beiden Kerle weit weg haben wollten, um nichts von Ihnen mitzubekommen? Leo war natürlich happy über diese strategisch einwandfreie Lage.

Eine Socke hängt am Rauchmelder

So trafen sich die Jungs im Zimmer zum Rauchen, in Leos Version haben alle geraucht außer ihm. Natürlich gibt es in den Hotelzimmern Rauchmelder und das Rauchen im Zimmer ist verboten. Die Jungs wussten das und haben einen von Leos riesigen Socken über den Rauchmelder gestülpt, der dann einen halben Meter von der Decke in den Raum baumelte. Wer kommt auf solche Ideen? Gibt es YouTube-Videos dazu? Ich finde im Internet die Info, dass man um den Rauchmelder auszuschalten, diesen mit Plastiktüte und Klebeband hermetisch abkleben sollte. Von Socken lese ich nichts. Irgendwie haben es die Kerle jedenfalls geschafft mit der Sockenabdeckung einen größeren Feueralarm zu vermeiden.

Sie haben also heimlich geraucht, wurden von den Lehrerinnen nicht erwischt und haben auch keinen Feueralarm ausgelöst, bravo! Leider ist Ihnen beim Rausgehen ein kleines Detail entgangen: Sie haben die Socke einfach am Rauchmelder hängengelassen!

Die Frau, die hinterher das Zimmer gesäubert hat, hat dies an die Hotelrezeption weitergegeben und diese haben es den Lehrerinnen gesagt. Die Strafe: eine Standpauke und ein paar Stunden Ausgehverbot, wo die ganze Truppe anstatt alleine die Stadt zu erkunden, mit den Lehrerinnen zusammen sein musste. Anscheinend war das aber kein Grund, nach Hause geschickt zu werden. Buf, Glück gehabt!

Geheimes Ausgehen in der letzten Nacht

Durch extremen Schlafmangel völlig willenlos, erzählt mir mein Sohn noch ein zweites Kapitel der Klassenfahrt, bei dem ich nicht so sicher bin, ob ich das wirklich wissen will. Um 23.00 Uhr mussten alle jeden Abend in ihren Zimmern sein. Daran wurde sich auch weitestgehend gehalten, außer am letzten Abend. Die Strategie war, bis 00.30 Uhr zu warten und dann auszugehen. Von 3 Abiklassen waren ungefähr 30 Leute begeistert dabei, Leo natürlich auch. Vielleicht war es auch seine Idee, ich will es nicht wissen. Diese 30 Outlaws haben sich dann alle unten am Fluss getroffen und zusammen gefeiert bis in die frühen Morgenstunden. Zwei Stunden vor dem Frühstück waren alle wieder in ihren Hotelbetten und angeblich hat kein Lehrer etwas gemerkt. Wie kann das sein?

Leo sagt, ein Kumpel von ihm hätte in der Nacht einmal seine Chipkarte für das Zimmer verloren und ein zweites Mal im Zimmer liegen gelassen, sodass er zweimal an der Rezeption ein Duplikat dafür brauchte. 2-mal in einer Nacht! Alle anderen haben sich kaputtgelacht darüber und ich stell mir die Person vor, die gerade Nachtdienst an der Rezeption hat. Erst schleichen sich zwischen 00.00 und 1.00 die Jugendlichen in 2er-Gruppen so leise sie können aus dem Hotel. Ab 4.00 nachts kommen die ersten Grüppchen wieder, diesmal lauter und völlig enthemmt.

Manche fragen nach ihrem Zimmer, manche haben keine Chipkarte mehr. Die Haare verwuschelt, die Schminke verschmiert, es riecht nach Schweiß und Alkohol.

Währenddessen liegen im 4. Stock die Lehrerinnen mit Oropax in ihren Betten und sind heilfroh, dass sie morgen wieder nach Hause fahren. Vielleicht haben sie in der Ferne rumpeln und kichern gehört und gedacht: „Was ich nicht sehe, gibt es auch nicht.“ Wie durch ein Wunder ist diese Aktion jedenfalls niemandem aufgefallen. Verrückterweise hat es auch niemand von der Hotelrezeption an die Lehrerinnen weitergegeben. Eine Socke über dem Rauchmelder ist also anscheinend ein größeres Delikt als mit 30 Jugendlichen spät nachts unerlaubt das Hotel zu verlassen!

Am nächsten Morgen waren alle pünktlich beim Frühstück. 17-Jährige können nach 2 Stunden Schlaf so aussehen wie immer, irgendwie müde und langsam.

Macht Schimpfen im Nachhinein Sinn?

Was mache ich jetzt mit dieser Geschichte? Nützt Schimpfen hinterher etwas? Irgendwie hat es mich auch gefreut, dass Leo mir diese Geschichte anvertraut hat, also bloß nicht total uncool reagieren, sonst wird er das nächste Mal auf jeden Fall dicht halten. Ich habe Leo gesagt, dass ich die Geschichte extrem finde und dass sie damit viel aufs Spiel gesetzt haben. Zum Beispiel die Abiabschlußfahrt.

Ich darf auch gar nicht daran denken, was in den Stunden am Fluss alles hätte passieren können! Aber es ist ja wieder einmal nichts passiert. Irgendwo tief in mir gibt es noch die Jugendliche, die diese Art von Abenteuern garantiert total begeistert mitgemacht hätte! Habt Spaß ihr Lieben und passt bitte dabei ein bisschen auf euch auf, jeder auf sich und am besten auch gegenseitig. Endlich ist wieder etwas möglich im Leben der Jugendlichen, darüber freu ich mich, auch wenn ich dabei hier und da ein paar Sorgen in Kauf nehmen werde.

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