„Du wirst später mal alleine leben, mit ganz vielen Katzen!“ Sagte letztens mein Sohn zu mir. Ich weiß nicht, wie er darauf kommt, ich mag Katzen nicht so sehr und hatte noch nie eine. Katzen mögen mich verrückterweise und kommen mir immer ein bisschen zu nah. Die Katze einer Freundin schaute mir gerne beim Schlafen zu. Ich habe mich immer fast zu Tode erschreckt, wenn ich morgens auf ihrem Sofa aufwachte und ein Katzengesicht mir in 10 cm Entfernung direkt in die Augen schaute.
Diverse Modelle von Altwerden in Partnerschaft
Manchmal denke ich ans Altwerden. Was ist die ideale Lebensform für mich? Alleine mit Katzen kommt als Wunschvorstellung nicht in Frage. Vielleicht lebe ich in einer Partnerschaft und wir wohnen zu zweit? Mhhh, das ist auf jeden Fall die bessere Alternative als mit Katzen, aber wenn ich mich umschaue bei Familie und Freunden ist auch das nicht immer einfach.
Es gibt da sehr unterschiedliche Modelle:
Die Paare, die ein Leben miteinander verbracht und inzwischen gelernt haben, sich erfolgreich aus dem Weg zu gehen. Das Gute bei diesem Modell ist ein ruhiger Lebensabend mit wenig unnötiger Aufregung, gut für den Bluthochdruck. Der Nachteil für mich ist, es klingt ziemlich langweilig, fast wie alleine leben.
Ich kenne Paare, die nie aufgehört haben, jeden Tag aufs Neue miteinander zu streiten und im hohen Alter immer noch nicht aufgegeben haben, den oder die andere zu ändern. Das ist vermutlich aufregender, schlechter für den Bluthochdruck und weniger langweilig. Es klingt allerdings auch anstrengend für mich. Altersweisheit ist in meiner Beobachtung nichts, was von alleine kommt und plötzlich vom Himmel fällt. „Ab 65 werden wir alle weise!“, das wäre von der Natur schön eingerichtet!
Ganz vereinzelt sehe ich auch ältere Paare, die es irgendwie geschafft haben, ihre Liebesverbindung bis ins hohe Alter zu erhalten. Wenn ich zwei alte Menschen Hand in Hand spazieren gehen sehe, rührt mich das sehr. Was ist deren Geheimnis?
Dann gibt es natürlich auch die Paare im Alter, wo einer bereits unter einer Krankheit leidet und womöglich nicht mehr alleine zurechtkommt. Körperliche Einschränkungen oder auch jegliche Art von Altersdemenz können in dem Modell partnerschaftliches Zusammenleben zu einer echten Herausforderung werden lassen. Sowohl für die betroffene Person als auch für den oder die Partnerin. Oft gibt es noch eine Übergangszeit mit Hilfe von Außen, um so lange wie möglich zu Hause wohnen bleiben zu können.
Zu Hause so lange es geht und wie geht das alleine Leben im Alter?
Ich habe Freunde, die 3 Personen einstellen, um ihre Eltern zu Hause rund um die Uhr zu betreuen. Was für eine Herausforderung und wer kann das bezahlen?
Oft bleibt irgendwann nur noch der Ausweg ins Heim. Ich habe keine Erfahrung in dem Bereich und werde hier nicht darüber schreiben.
Wenn wir älter werden, wird der Radius, in dem wir uns bewegen kleiner. Wir arbeiten nicht mehr oder nur noch ein bisschen, viele ältere Menschen essen und trinken weniger als zuvor und selbst die körperliche Größe nimmt ab.
Falls es Kinder gibt und Enkelkinder haben diese meist längst ihr eigenes Leben und es wird immer einsamer um die älteren Menschen.
Wie muss das erst sein, wenn du alleine lebst im Alter? Niemand ist mehr um dich, mit dem du deine Freude und dein Leid teilen kannst. Keiner da, der dir hilft, wenn du schwer aus dem Sessel kommst, oder die Kartoffeln aus dem Keller holen musst. Wenn du dich mit Mühe in die Badewanne gelegt hast und merkst, dass gar kein Handtuch da ist.
Keiner zum Streiten und Versöhnen. Ich glaube, ich würde anfangen, den ganzen Tag Selbstgespräche zu führen. Vermutlich würde ich doch irgendwann kompulsiv Katzen kaufen. Selbst, wenn mich diese morgens direkt vor meinem Gesicht beobachten, hätte ich jedenfalls endlich ein Gegenüber. Etwas, das atmet so wie ich.
Vermutlich gibt es auch ein paar Vorteile, alleine zu sein. Vor allem, wenn du noch fit und aktiv und frei bist, das zu machen, was du immer schon machen wolltest und nie die Zeit dafür hattest. Du kannst deine Lieblingssendung ohne störende Unterbrechungen schauen und essen was und wann du Lust hast. Wenn du dann noch ein paar turbulente Altengruppen frequentierst, kann das Leben Spaß machen. Manchmal lese ich über 80-jährige, die nochmal ein Studium an der Uni beginnen. Mein ganz großer Respekt dafür! Wer bestimmt denn, wann es im Leben zu spät ist, etwas Neues zu starten?
Und wenn wir alle zusammenziehen?
Mhhh, aber gibt es noch etwas anderes? Vor ein paar Jahren habe ich einen französischen Film gesehen, der auf Deutsch: „Und wenn wir alle zusammenziehen?“, heißt. Es geht um 5 „Best-Agers“, die sich entscheiden, ihre Pensionen zusammenzulegen und in das große Haus des einen Paares zu ziehen.
Geraldine Chaplin und Jane Fonda sind dabei und Daniel Brühl spielt einen Studenten, der das Leben im Alter studiert und diese WG regelmäßig besucht. Das Zusammenleben der fünf Freunde ist alles andere als einfach. Der Witwer Claude, der inzwischen dement ist, setzt das halbe Haus unter Wasser. Jeanne, gespielt von Jane Fonda verschweigt ihre schwere Erkrankung und es kommen alte Geschichten zutage von Untreue und sexuellen Abenteuern miteinander, von denen nur die beteiligten Personen wussten.
Sexualität im Alter ist ebenfalls ein Thema im Film, was mit Humor und großer Sensiblität gezeigt wird. Bei mir ist das Bild des wunderbaren Gartens, in dem die Hauptpersonen bei gutem Essen und Champagner stundenlang sitzen, im Kopf geblieben. Dabei wurde gelacht und diskutiert über aktuelles oder auch manchmal gemeinsam an Vergangenes gedacht.
Der Film endet mit dem Bild, dass der demente Claude durch den Park läuft und nach seiner verstorbenen Frau ruft. Nach und nach gesellen sich die 4 anderen zu ihm und obwohl diese um die Aussichtslosigkeit der Suche wissen, rufen sie mit ihm nach ihr.
Die Alten-WG, das sind doch gar keine schlechten Aussichten
Ich möchte definitiv auch in so einer Alten-WG wohnen, wenn ich älter werde. Manchmal bespreche ich das auch halb im Spaß mit meinem guten Freund Luis, der schon jetzt dabei ist, sich diverse Haustiere zuzulegen. Ich bin eigentlich gegen Haustiere, aber ich werde lernen, sie zu akzeptieren. Einfach wird es bestimmt nicht, mit Menschen zusammenzuleben, die alle ihre ganz eigenen Macken haben, die manchmal mit dem Alter noch stärker werden.
Momentan sehe ich mich auf jeden Fall an einem großen Tisch sitzen, mit gutem Essen und einem Weinchen unter Bäumen mit Freund*innen, vielleicht auch Partner*innen. Wir haben auch besprochen, dass wir uns dann lustiges Pflegepersonal ins Haus holen, wenn wir Hilfe brauchen und vermutlich wird das dann die Freude unseres Tages. So einen Studenten wie Daniel Brühl haben wir dann sicher auch gerne in unserer illustren Gesellschaft. Eigentlich lebt uns die junge Generation mit der Tendenz zur Polyamorie gerade eine gute Vorstufe der Alten-WG vor.
Bei der Polyamorie kann eine Person mehrere Liebesbeziehungen gleichzeitig führen, bei denen alle Beteiligten ebenfalls mehrere Partner*innen haben können. Ehrlichkeit spielt dabei eine große Rolle. Ich selber habe es noch nicht ausprobiert, aber ich frage mich gerade, ob das dann die Alterswohngemeinschaften in 60 Jahren werden? Egal ob verpartnert oder gut befreundet, ich finde die Vorstellung, in Gemeinschaft alt zu werden, schön und tröstend.
Ich werde versuchen, großzügig zu sein, wenn meine gute Freundin die Küche in Brand setzt, weil sie den Gasherd angelassen hat. Ich hoffe auch, dass meine Freunde mit mir einsteigen, wenn ich über meine imaginäre Vergangenheit als berühmte Schauspielerin spreche. Vielleicht helfen sie mir auch dabei, meinen bereits verstorbenen Partner im Haus zu suchen.
Esther
Super Steffi, ich bin dabei, egal ob mit Katzen oder ohne ehemalige (oder auch real nie existierende;)) Ehemänner zu suchen, im Garten unter Lampignons Wein zu trinken oder laut alte Lieder zu singen…
Und natürlich viel lecker selbstgekochtes Essen von unserem (mittel-) jungen WG- Koch.
Schöne Vorstellung.
Bloss-> Wer hat das Haus mit dem grossen Garten?
Aber ist ja noch ein bisschen Zeit….;)
Auch wenn ich jetzt schon vieles vergesse… aber wozu gibt es Post- it- Klebchen?!
Esther
Stefanie Pfeil
Toll Esther, ich freu mich darauf 😉